Flugplatz Dessau

Dessau: Flugplatz

Alten, Junkers-Flugzeugwerk

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KoordinatenN514954 E0121134 (WGS84) Google Maps
Ehemalige DDRBezirk Halle
BundeslandSachsen-Anhalt
Location indicatorEDAD
Karte mit Lage Flugplatz Dessau
Deutschland im Kalten Krieg Karte
Die Geschichte der Flugplätze im Kalten Krieg: Dessau

Lage Flugplatz

Kühnauer Str.

1920er/1930er Jahre

Unternehmer / Verwalter

Junkers-Flugzeugwerke A. G., Dessau.
Drahtanschrift: lfa Dessau.

Verkehrsgesellschaften / Fluggesellschaften

Deutsche Verkehrsflug A. G., Fürth, Flugleitung Dessau.

Situation

Flughafen II. Ordnung Dessau
Dessau und Umgebung
Quelle: Flughandbuch für das Deutsche Reich 1928

Übersicht

Karte mit Flughafen Dessau und Umgebung
Flughafen II. Ordnung Dessau - Die Junkers-Flugzeugwerke befinden sich südlich der Bahnstrecke von Dessau nach Köthen.
Quelle: Flughandbuch für das Deutsche Reich 1928
Luftbild Junkers-Flugzeugwerke Flugplatz Dessau
Luftbild mit Blickrichtung Nordwest über die Junkers-Flugzeugwerke auf den Flugplatz
Quelle: Flughandbuch für das Deutsche Reich 1928
Junkers-Werke
Junkers-Werke in Dessau und Porträt des Begründers der Werke, Prof. Junkers, 1928
Quelle: Bundesarchiv Bild 183-R14718, via Wikimedia Commons, Lizenz CC-BY-SA 3.0

Kennzeichen des Flughafens bei Tag

Das Rollfeld liegt etwa 3 km westlich Reichsbahnhof (Hbf.) Dessau zwischen der Straße nach Aken und der Reichsbahnstrecke nach Köthen. Im Süden Fabrikanlagen. Windsack am Starthaus. Auf Anforderung bei Polizei-Hilfsflugwache Landezeichen. Rollfeldgrenze im Norden und Westen durch Straßen, im Süden durch Bahnstrecke, im Osten durch Feldbahngleis bezeichnet.

Kennzeichen des Flughafens bei Nacht

Keine ständige Nachtflugbefeuerung. Auf Anforderung beim Verwalter:
Ansteuerungsfeuer:
Blinkfeuer auf 2 rot-weißen Funkmasten,
Kennung: Blinke - - - - - - - in Zwischenräumen von 5 zu 5 Sekunden.
Feuerhöhe über dem Erdboden: 30 m.
Art der Lichtquelle: Elektrisches Glühlicht (Osram Nitra).
Die FT-Mastspitzen sind bezeichnet durch 2 rote Pintsch-Randfeuer (Osram-Nitralicht von je 300 Watt).
Außerdem je 4 Feuer w. senkrecht übereinander.
Lichtstärke je Funkmast: 17 300 HK
Kennung: wie oben.
Leuchtzeiten: Auf Anforderung je nach Vereinbarung. Die Feuer brennen bewacht.
(HK = Hefnerkerze, Einheit für die Lichtstärke)

Flugbetriebsflächen

Gute Grasnarbe auf Lehmboden.
Kleinste Rollänge: in Ost-West-Richtung 800 m.

Flugfunk

Flugfunkstelle im Werk des Unternehmers vorhanden.

Flugwetterwarte

Im Werk des Unternehmers vorhanden.

Betriebsstoffanlagen

Beim Verwalter anfordern.

Erste Hilfe bei Unglücksfällen

Wird durch Personal des Verwalters versehen. Sanitätsraum vorhanden, nächster Arzt in Dessau-Siedlung (1,8 km Entfernung).

Zoll, Post, Paßstelle

Zollabfertigung ist möglich, Paß-Kontrolle durch Polizeiflugwache.

Unterbringung von Fluggästen

Im Flugleitungsgebäude und in Dessau.

Verbindungen

Kein Zubringerdienst. Kraftdroschken auf Anruf jederzeit zu erhalten. Straßenbahn- und Omnibus-Haltestelle am Flughafen.
(Quelle: Flughandbuch für das Deutsche Reich 1932)

Im Zweiten Weltkrieg

Nutzung

Flugplatz der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke.

Situation

Flugplatz Dessau im Zweiten Weltkrieg auf einer US-Karte 1944
Der Flugplatz Dessau im Zweiten Weltkrieg auf einer US-Karte aus dem Jahr 1944
Quelle: McMaster University Library Digital Archive, License: Creative Commons Attribution-NonCommercial 2.5 CC BY-NC 2.5 CA

Übersicht

Dessau Alten auf einer Karte 1956.
Dessau Alten auf einer US-amerikanischen Karte aus dem Jahre 1956.
Quelle: AMS M841 GSGS 4414, Courtesy Harold B. Lee Library, Brigham Young University

Nachkriegszeit

Nutzung

In den Jahren 1945 bis 1946 werden in Dessau unter sowjetischer Leitung weiter Flugzeuge konstruiert, so die Typen EF-126, EF-127, EF-131 und EF-132. Mitte 1946 arbeiten rund 4000 Personen in den Flugzeugwerken.
Ab Sommer 1946 wird eine größere Zahl Ingenieuren in die Sowjetunion deportiert, um dort die Entwicklungsprojekte fortzusetzen. Ab Herbst werden die Flugzeugwerke in Dessau demontiert, diese Arbeiten erstrecken sich bis in das Jahr 1947.

Im Kalten Krieg

Nutzung

Im Herbst 1947 ist der Flugplatz für drei Wochen durch sowjetische Kampfflieger aus Köthen und Zerbst belegt, die von hier aus an Manövern teilnehmen. Im Juni 1948 war Dessau erneut von ca. 25 Flugzeugen aus Zerbst belegt.
1949 wird die Landebahn verlängert, die Arbeiten werden im Sommer abgeschlossen. Im September 1949 sind bereits 60 bis 80 Flugzeuge auf dem Platz stationiert, vermutlich zwei Regimenter mit Lawotschkin La-9. Ungefähr ab Februar 1950 kommen mit Flugzeugen der Typen MiG-15 und Jakowlew Jak-17 die ersten sowjetischen Strahlflugzeuge nach Dessau. In den folgenden Monaten werden die propellergetriebenen La-9 aus dem Dienst genommen und auf dem Platz verbleibt ein Regiment mit ca. 30 MiG-15 und ein paar Trainingsflugzeugen. Die MiG-15 haben rote dreistellige Nummern, die mit einer 3 beginnen. Vier Flugzeuge sind in ständiger Bereitschaft.
Anfang Oktober 1951 werden die MiG-15 aus Dessau abgezogen. Wenige Tage später, am 5. Oktober 1951, verlegt das bisher auf dem Flugplatz Berlin-Staaken stationierte sowjetische Schlachtfliegerregiment mit ca. 50 Flugzeugen Iljuschin Il-10 nach Dessau. Am 26. Dezember 1952 wird das Regiment auf den Flugplatz Brandis verlegt.
Flugzeuge der sowjetischen Streitkräfte am Flugplatz Dessau
Lawotschkin La-9Flugzeug Lawotschkin La-9
Jakowlew Jak-17Flugzeug Jakowlew Jak-17
Mikojan MiG-15Flugzeug Mikojan MiG-15
Iljuschin Il-10Flugzeug Iljuschin Il-10
Der Flugplatz wird von der DDR übernommen und noch im Dezember 1952 beginnt der Wiederaufbau der Junkers-Werke für eine DDR-Luftfahrtindustrie. Im Verbund mit anderen Unternehmen sollen hier u.a. Flugzeuge vom Typ MiG-15 hergestellt werden. Die Zeichnungen dazu wurden vom "Materialamt" Pirna-Sonnenstein vorbereitet. In Pirna wurde auch eine MiG-15 zusammengebaut, die im August 1953 nach Dessau überführt werden soll, um sie in der Flugerprobung für Ausbildungszwecke zu nutzen. In den Flugzeugbau soll auch das Reichsbahnausbesserungswerk (Raw) Dessau eingebunden werden, das entsprechend umgebaut wird und im Dezember 1953 die erste MiG-15 ausliefern soll. Nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 werden jedoch alle Aktivitäten gestoppt. Das Materialamt Pirna wird aufgelöst und die Halle des Raw Dessau wird für 3,5 Mio Ostmark zurück an die Deutsche Reichsbahn verkauft.
Im Spätsommer 1953 zieht die Kasernierte Volkspolizei (KVP), der getarnte Vorläufer der Nationalen Volksarmee, in die Flugplatzgebäude ein. Auf dem Platz sind jedoch keine Flugzeuge stationiert, nur gelegentlich wird er während Manövern von sowjetischen Fliegereinheiten genutzt. Im März/April 1955 werden vorgefertigte Teile für zwei Hallen nach Pirna-Sonnenstein abtransportiert. Die Hallen sollten ursprünglich in Dessau aufgebaut werden, wofür im März/April 1953 die Fundamente gegossen wurden. Nachdem jedoch der Aufbau der DDR-Luftfahrtindustrie im Juni 1953 gestoppt wurde, lagen die Teile ungenutzt auf dem Flugplatz.
1957 werden Transportflugzeuge der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR in Dessau stationiert, die hier u.a. als Transportfliegerschule einen Ausbildungsbetrieb durchführen. Zum Einsatz kommen Flugzeuge der Typen Aero L-60, Antonow An-2 und Iljuschin Il-14 sowie Hubschraubern Mil Mi-4 und Mi-1/SM-1. Am 4. November 1963 verlegen die Il-14 auf den Flugplatz Dresden-Klotzsche und Dessau wird seither primär nur noch Segelflugzeugen der Gesellschaft für Sport und Technik genutzt. 1979 wirde auch der Segelflug eingestellt und der Flugplatz geschlossen. NVA-Dokumente deuten jedoch darauf hin, dass auch in den 1980er Jahren das Gelände dem Fliegertechnischen Bataillon 34 (FTB-34) aus Brandenburg Briest zugeordnet ist und somit zumindest die Absicht einer erneuten fliegerischen Verwendung nicht vollkommen auszuschließen ist. In dieser Zeit befindet sich auf dem Flugplatz vermutlich auch der Hubschrauberlandeplatz HSLP 1025 für das Funkaufklärungsregiment 2 (FuAR-2), das seine Kaserne auf dem Flugplatz hat.
Flugzeuge und Hubschrauber der NVA am Flugplatz Dessau
Iljuschin Il-14Flugzeug Iljuschin Il-14
Antonow An-2Flugzeug Antonow An-2
Mil Mi-1 / PZL SM-1Hubschrauber Mil Mi-1 / PZL SM-1 HARE
Mil Mi-4Hubschrauber Mil Mi-4 HOUND
(Quellen: CIA u.a.; Flugzeug-Silhouetten: AirVectors / GVG, Public Domain)

1960er Jahre

Übersicht

Chörau, Dessau, Großkühnau, Kleinkühnau, Kochstedt, Mosigkau, Ziebigk auf einem Satellitenbild 1965
Dessau und Umgebung auf einem US-Satellitenbild vom 30.05.1965 - 1: Flugplatz. Andere Objekte: a: militärisches Übungsgelände; b: Hauptbahnhof Dessau; c: VEB Waggonbau Dessau; d: Reichsbahnausbesserungswerk (Raw) Dessau Süd. Andere Orte: Chörau, Großkühnau, Kleinkühnau, Kochstedt, Mosigkau, Ziebigk. Gewässer: Elbe, Mulde.
Quelle: U.S. Geological Survey
Flugplatz Dessau, 1965
Der Flugplatz, ca. 2 Jahre nach Abzug der NVA-Transportflugzeuge
Quelle: U.S. Geological Survey
Flugzeugdeckungen Kleinkühnau
Alte Flugzeugdeckungen südlich von Kleinkühnau
Quelle: U.S. Geological Survey
Tanklager und Anschlussgleis Flugplatz Dessau
Das Objekt auf der linken Seite ist vermutlich das Tanklager - Auf dem Anschlussgleis stehen zwei Ketten von Eisenbahn-Waggons.
Quelle: U.S. Geological Survey
Nordostecke Flugplatz
Nordostecke des Platzes - Hier steht eine große Halle, in der sich heute das Technik-Museum befindet. Die vier Gruppen mit je drei hellen Punkten links unten könnten Antennenfundamente des Funkaufklärungsregiments sein.
Quelle: U.S. Geological Survey
Landebahn Dessau
Östliches Ende der Landebahn
Quelle: U.S. Geological Survey
Startbahn Dessau
Westliches Ende der Startbahn
Quelle: U.S. Geological Survey
Ehemaliger Abstellbereich im Südwesten, Justierstand, Lager
Ehemaliger Dezentralisierungsbereich im Südwesten, ehemaliger Justierstand und ein Lager
Quelle: U.S. Geological Survey
Rollwege und alte Flugzeugdeckungen
Südwestecke mit Rollwegen und alten Flugzeugdeckungen
Quelle: U.S. Geological Survey
Abgerissene Hangars im Süden, Bahnhof Dessau-Alten
Abgerissene Hangars im Süden, Bahnhof Dessau-Alten - Südlich der Bahnlinie befanden sich bis 1945 ebenfalls Anlagen der Junkers-Werke
Quelle: U.S. Geological Survey
Südöstlicher Teil, ehemalige Halle
Südöstlicher Teil mit Rollweg und ehemaliger Halle
Quelle: U.S. Geological Survey

Start- und Landebahnen

  • 09/27: 2250 m x 50 m Beton

Funkfeuer

  • FFF 27: 765 "WN"
  • NFF 27 "W"

Flugfunk

Rufzeichen: WURZEN

1970er Jahre

Nutzung

Der Flugplatz wurde primär nur von Segelflugzeugen der Gesellschaft für Sport und Technik genutzt.

Situation

Flugplatz Dessau-Alten 1972
Der Flugplatz Dessau-Alten auf einer Karte des US-Verteidigungsministeriums aus dem Jahr 1972 - Die blauen Linien kennzeichnen den südlichen Korridor (DDR-Terminologie: Zeitweiliger Luftverbindungsweg), in dem alliierte Flugzeuge zwischen dem Bundesgebiet und Berlin verkehren können. Der Flugplatz Dessau konnte somit von westlichen Flugzeugen beliebig überflogen und damit gut aufgeklärt werden.
Quelle: ONC E-2 (1972), Perry-Castañeda Library Map Collection, University of Texas at Austin

Übersicht

Dessau, DDR, 1973
Dessau am Montag 13.08.1973
Quelle: U.S. Geological Survey
Flugplatz Dessau, 1973
Der Flugplatz
Quelle: U.S. Geological Survey

1980er und frühe 1990er Jahre

Übersicht

Dessau, DDR, Standort Funkaufklärungsregiment 2 (FuAR-2) der NVA
Dessau am Samstag 26.07.1980 - Der Flugplatz ist seit ca. einem Jahr geschlossen, das Gelände wird vom Funkaufklärungsregiment 2 (FuAR-2) der NVA genutzt.
Quelle: U.S. Geological Survey

Einheiten

FTB-34 (PF 36035)

Liegenschaften

NVA-Objekt 08/115.

Heute

Nutzung

Allgemeine Luftfahrt (EDAD).

Quellen

Links

Literatur

  • Ries, Karl; Dierich, Wolfgang: "Fliegerhorste und Einsatzhäfen der Luftwaffe" Motorbuch Verlag Stuttgart, 1993 - Alliierte Planskizze
  • Grenzdörfer, Joachim; Seifert, Karl-Dieter: "Geschichte der ostdeutschen Verkehrsflughäfen" Bernard & Graefe Verlag, Bonn, 1997 - 4 Seiten Geschichte, Karte, Luftbild (1928)
  • Freundt, Lutz: "Sowjetische Fliegerkräfte in Deutschland 1945-1994, Band 1" Freundt Eigenverlag, Diepholz 1998 - Kurze Beschreibung, Luftbild (1953)
  • Freundt, Lutz: "Sowjetische Fliegerkräfte in Deutschland 1945-1994, Band 4" Edition Freundt Eigenverlag, Diepholz 2000 - Ergänzung zum Flugbetrieb 1949
  • Freundt, Lutz (Hrsg.), Büttner, Stefan: "Rote Plätze - Russische Militärflugplätze in Deutschland 1945 - 1994" AeroLit Verlag, 2007 - Kurze Beschreibung, Luftbild (1953)
  • Spur, Franz: "MilitärTransportflieger Dessau - Dresden - Ein Beitrag zur 35-jährigen Geschichte des DDR-Transportflugwesens" AeroLit, 2003
  • Billig, Detlef; Meyer, Manfred: "Flugzeuge der DDR, I. Band bis 1962" TOM Modellbau, Friedland, 2002 - Bild Il-14 und Hubschrauber 1958 in Dessau

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